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Vortragsreihe

Forschungsreisen zur Vielfalt: Auf Humboldts Spuren um die Welt


Fernweh? In der Vortragsreihe entführen wir Sie weit hinaus in die Welt. Begleiten Sie unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Expeditionen in die Tropen und ins ewige Eis, zu Schiff, per Jeep oder Pferd, auf der Spur von Insekten, Vögeln, Säugetieren oder seltenen Pflanzen. 

Dabei erwartet Sie aber keine glatten Multimedia-Reiseshows, sondern spannende Einblicke in die Senckenberg-Forschung und das, was sie seit 200 Jahren ausmacht – die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu entdecken, zu beschreiben und zu verstehen. Auch wird thematisiert, mit welchen Forschungsansätzen und Methoden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei heute vorgehen, warum die Ergebnisse für uns so wichtig sind und warum sie dazu überhaupt so weit reisen müssen – reicht es nicht, einfach in die riesigen Museumssammlungen einzutauchen?

Vortrag: Auf der Spur der Gazellen – Forschungsreisen in die Mongolei

Prof. Dr. Thomas Müller (Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt)

In den Steppen der Mongolei findet eine der größten Tierwanderungen der gemäßigten Breiten statt. Riesige Gazellenherden wandern jedes Jahr Hunderte von Kilometern. Der wirtschaftliche Aufschwung des Landes und der damit einhergehende Bau von Straßen, Eisenbahnlinien und Industrieanlagen schaffen für die Tiere aber oft unüberwindbare Barrieren. Wie erforschen wir diese wandernden Tierarten und wie reagieren sie auf die Landschaftsveränderungen? Lassen sich wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung und weiträumige Tierwanderungen in Einklang bringen? Wie läuft eine Forschungsreise in das noch immer wenig erschlossene Land ab?

Der Biologe Thomas Müller ist seit Jahren in der Mongolei unterwegs und möchte mit seiner Arbeit dazu beitragen, wirtschaftliche Entwicklung besser mit dem Erhalt von Biodiversität und Ökosystemfunktionen zu vereinbaren.

Vortrag: Eine Reise zu den Quellen unserer Forschung

Eine Reise zu den Quellen unserer Forschung: Eduard Rüppell, Kaiser Menelik II. & Senckenberg in Afrika

PD Dr. Joachim Scholz (Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt/M.)

Eduard Rüppell war einer der 32 Frankfurter Bürger, die 1817 die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft (SGN) gründeten. In den folgenden Dekaden wurde er der bedeutendste Forschungsreisende Frankfurts. Als er 1859 das Museum verließ, stammte jedes zweite Sammlungsobjekt von ihm. Rüppels Reisen begründeten zudem einen Afrika- und Arabien-Schwerpunkt, der die Senckenberg-Forschung bis heute prägt. Bereits in den beiden Generationen nach ihm wurde das Artensterben zum Thema, und Kaiser Menelik II von Äthiopien erließ das wohl erste Gesetz zum Artenschutz in Afrika – auch dies behandelt dieser Vortrag über Senckenberger*innen in Afrika in den ersten 100 Jahren der Gesellschaft. Der vortragende Biologe, PD Dr. Joachim Scholz, leitet am Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt die Sektion Bryozoologie und betreute über 15 Jahre das Archiv der Senckenberg Gesellschaft. „Forschungsreisen zur Vielfalt“ ist das erste der beiden SenckenbergJahresthemen 2019 – begleiten Sie unsere Wissenschaftler*innen bei ihren Expeditionen. Die Reihe lädt dazu ein, die SenckenbergWissenschaftler*innen auf Expeditionen in die Tropen und ins ewige Eis zu begleiten; auf dem Schiff, per Jeep oder mit dem Pferd – der Spur von Insekten, Vögeln, Säugetieren oder seltenen Pflanzen folgend. Dabei gibt es spannende Einblicke in die Senckenberg-Forschung und das, was sie seit 200 Jahren ausmacht – die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu entdecken, zu beschreiben und zu verstehen. Auch wird thematisiert, mit welchen Forschungsansätzen und Methoden die Wissenschaftler*innen dabei heute vorgehen, warum die Ergebnisse für uns so wichtig sind und warum sie dazu überhaupt – trotz riesiger wissenschaftlicher Sammlungen – so weit reisen müssen.

Vortrag: Zähne der Zeit – Dem Klimawandel der Vergangenheit auf der Spur

Dr. Tina Lüdecke (Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt)

Wie war die Welt früher? Und wie haben sich Arten entwickelt – und sich an wandelnde Umweltbedingungen angepasst? Wie haben die Frühmenschen gelebt und sich ernährt? Dies kann heute sehr detailliert erforscht werden, auch für Zeiträume, die Millionen Jahre zurückliegen, und zwar anhand stabiler Kohlenstoff- und Sauerstoffisotope.

Diese finden sich z. B. in fossilen Böden und in versteinertem Zahnschmelz von Pflanzenfressern und Frühmenschen und erlauben Rückschlüsse auf deren Ernährungsweisen, aber auch auf Klimabedingungen, Vegetation und ganze Ökosysteme. Aber wie findet man die versteinerten Zähne überhaupt? Und was kann bei Grabungen in Afrika alles passieren? Die Geowissenschaftlerin Tina Lüdecke erforscht die Evolution früher Savannen und ihrer Bewohner in Ostafrika, ist aber auch in anderen Weltregionen unterwegs.

Vortrag: Berge der Vielfalt – Beziehungen zwischen Vögeln und Pflanzen in den tropischen Anden

PD Dr. Matthias Schleuning (Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt)

Seit Humboldts Reisen wissen wir, dass die tropischen Anden äußerst reich an Tier- und Pflanzenarten sind. Die vielfältigen Artengemeinschaften sind zudem eng miteinander verwoben – so hängt das Überleben einer Pflanze auch davon ab, welche Tiere sie bestäuben und ihre Samen ausbreiten. Auch heute bleibt das Erfassen – und Verstehen – tropischer Ökosysteme eine große, oft beschwerliche, Herausforderung. Der Biologe Matthias Schleuning ist fasziniert von Beziehungen zwischen Organismen – vor allem von solchen, die für alle Partner von Vorteil sind. Er erforscht diese Beziehungen in Südamerika, Afrika und Deutschland, um zu verstehen, wie empfindlich Ökosysteme auf den Klimawandel und andere Veränderungen reagieren.

Grabungscamp in Karungu (Kenia) / Zeitreise ins Miozän

Dr. Thomas Lehmann

Feldforschung in Afrika – das klingt nach Abenteuer und Savannenromantik. Der Vortrag vom 13.6.2019 der Senckenberg-Reihe „Forschungsreisen“ nimmt die Zuhörer*innen mit nach Ostafrika und gibt einen spannenden Einblick, wie die Entwicklung von Säugetieren erforscht wird und in die Herausforderungen von Grabungsexpeditionen. Im kenianischen Kisingiri-Gebiet wird seit langem untersucht, welche Umweltbedingungen dazu führten, dass sich vor 25 bis 20 Millionen Jahren die Pavianartigen von den Menschenaffen getrennt haben. Hierzu werden Ausgrabungen mit modernsten paläontologischen Methoden durchgeführt. Im Dorf Karungu am Victoriasee wird dabei durch ein Senckenberg-Team erforscht, warum hier – anders als in nur 150 Kilometer entfernten Orten – anscheinend gar keine Primaten, aber eine vielfältige Säugetier-Fauna vorkommen. Solche Grabungsexpeditionen in die Tropen sind ein Kraftakt – und die Fossiliensuche ist nur die Spitze des Eisbergs. Im Vorfeld und vor allem vor Ort muss viel geplant und organisiert werden, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Seit 2003 reist der Paläontologe Thomas Lehmann regelmäßig nach Kenia, um nach Fossilien zu graben, er beschäftigt sich aber auch mit der diversen Säugetierfauna der Grube Messel.

Ferrari-Frosch und Jaguar – Expeditionen nach Lateinamerika

Dr. Martin Jansen

Die Neotropen sind ein echter Hotspot für Frösche; dort existieren weltweit die meisten Arten. Trotz der enormen Artenvielfalt sind manche Regionen, wie z. B. Bolivien, aber bisher wenig erforscht, und viele Arten sind noch nicht wissenschaftlich beschrieben. Senckenberg-Forschende sind seit 2000 verstärkt in Mittel- und Südamerika aktiv und erfassen die Vielfalt der Amphibien mit teils innovativen Methoden: Nicht nur die klassische Systematik und die DNA-basierte Bestimmung kommen zur Anwendung, sondern auch allerlei Hightech im Gelände, z.B. Langzeitaufnahmegeräte, die Geräuschkulissen aufzeichnen oder Kamerafallen, die auch Säugetiere detektieren. Bei aller Faszination: diese oft abenteuerlichen Expeditionen sind keine Vergnügungsreisen, sondern harte Arbeit. Der Bioakustiker und Herpetologe Dr. Martin Jansen erforscht seit über zehn Jahren die Amphibien und Reptilien Mittel- und Südamerikas und ist besorgt darüber, dass viele von ihm gerade erst entdeckte Arten direkt vom Aussterben bedroht sind. Der Vortrag fand am 26.06.2019 statt.