Jahresprogramm Museum Frankfurt 2024

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Wälder, Natur + Medizin, Gehirne und die Rückkehr der Anakonda

Ab sofort gibt es unser umfangreiches Ausstellungsprogramm für dieses Jahr: Die Forschung an tropischen Korallenriffen, die Welt der Wälder, Naturstoffe aus der Medizin und das komplexeste Organ unseres Körpers – das Gehirn – erwarten die Besucher*innen. Auch die Rückkehr unseres Publikumslieblings steht an: Die frisch restaurierte Anakonda samt halb verschlungenem Wasserschwein zieht im Frühsommer in ihre neu gestaltete Vitrine ein. Darüber hinaus wird in mehreren „Praxislaboren“ diskutiert, wie das Museum in Zukunft als Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Forschung fungieren kann. Und in Kooperation mit der Städelschule entsteht „The Frankfurt Prototype“, ein experimentelles Gebäude als Biodiversitätslandschaft. Begleitet werden die Ausstellungen von einem vielfältigen Bildungs- und Vermittlungsprogramm.

„Im vergangenen Jahr haben wir eine neue Höchstleistung erbracht: Rund 460.000 Menschen besuchten unsere Klassiker und die vielfältigen Sonderausstellungen. Dabei hat unser Programm eine Strahlkraft weit über Frankfurt heraus – nur jede*r vierte Besucher*in kam aus der Mainmetropole. Dies zeigt, wie wichtig unsere Kernbotschaften – die Bedeutung der Natur für uns alle und unser Umgang mit ihr – sind und wie diese auch bundesweit wahrgenommen werden“, freut sich Dr. Brigitte Franzen, die Direktorin des Museums am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und fährt fort: „Auch im neuen Jahr bieten wir wieder ein besonders abwechslungsreiches Programm für Groß und Klein und setzten auf Dialog und Interdisziplinarität.“

Eintauchen, beobachten, auswerten heißt es ab Februar: Das Ausstellungsprojekt „Triff das Riff!“ geht in die dritte Runde und zeigt, wie Forschung zum Verständnis und zur Erhaltung von Korallenriffen konkret aussieht. Vom Schreibtisch über das Forschungsaquarium bis zum Tauchgang vor den Salomoninseln im Südpazifik geben Expert*innen, darunter auch Forschende des Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT, Bremen), bis Mitte Juli im Ausstellungsraum „Korallenriff“ einen Einblick in ihren Arbeitsalltag.

„Gemeinsam mit dem Deutschen Romantik-Museum und dem Museum Sinclair-Haus zeigen wir ab 16. März die Sonderausstellung ‚WÄLDER. Von der Romantik in die Zukunft‘. Das mehrteilige, transdisziplinäre Ausstellungsprojekt zeigt die Wälder als Heimat für Artenvielfalt, Sehnsuchtsorte des Menschen, als Objekt und Gegenstand von Naturwissenschaft und Kultur. 13 Themeninseln in den drei Museen thematisieren die Bedeutung der Wälder für die Weltgemeinschaft seit der Epochengrenze um das Jahr 1800. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Senckenberg-Forschung und von anderen Forschungsinstituten treten in einen Dialog mit dem Naturverständnis der Romantik sowie älteren und neueren künstlerischen und gesellschaftlichen Reflektionen über Wälder“, erläutert Franzen. Ein umfangreiches Begleit- und Vermittlungsprogramm lädt in der „Aha?! Forschungswerkstatt“ sowie mit mobilen Stationen, Exkursionen und Wanderungen im Stadtgebiet zu Waldbegegnungen ein. Außerdem begleitet ein Magazin mit namhaften Autor*innen das Projekt.

Welche Naturstoffe sind medizinisch wirksam? Was nutzen Tiere aus ihren Lebensräumen, um sich selbst zu heilen? Warum spielen Tiermärkte und Massentierhaltung eine Rolle für die globale Gesundheit? Diese und viele Fragen mehr beantwortet die neue Dauerausstellung „Natur + Medizin“, die ab 18. April im zweiten Obergeschoss des Museums zu sehen ist. Ein großes Leuchtbild hinter einer historischen Apothekenfassade zeigt über 100 Organismen, die für die Pharmazie bedeutsam sind – an einem Medientisch und mittels konkreter Beispiele von Wirkstoffen und Wirkungsweisen können sich Besucher*innen über deren medizinischen Nutzen ausführlich informieren. Auch globale Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Biodiversität und Anthroposphäre werden betrachtet – denn die Gesundheit von uns Menschen hängt unmittelbar mit der unseres Planeten zusammen.

Im Laufe des Jahres wird auf dem Außengelände des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt ein ganz besonderes Gebäude errichtet: The Frankfurt Prototype. Studierende der Städelschule und der Frankfurt School of Applied Sciences entwerfen ein experimentelles Haus der Zukunft, das auch ein Labor für eine neue Kooperation von Künsten und Wissenschaften sein soll – und ein Ausblick in eine mögliche Zukunft der Stadt in Zeiten sozialer und ökologischer Krisen.

Im Frühsommer wird es dann so weit sein: Das Highlight-Exponat „Anakonda frisst Wasserschwein“ kehrt nach einem ausgiebigen „Wellness-Urlaub“ aus der Zoologischen Präparation ins Museum zurück. Frisch gereinigt und restauriert wird die fast 100 Jahre alte, über fünf Meter lange Würgeschlange mit Beutetier in einer neu gestalteten Ausstellungsumgebung und in einer modernen, feuchtigkeitsregulierbaren Vitrine zu finden sein. „Wir freuen uns sehr, dass der Publikumsliebling unserer Besuchenden – unsere ‚Mona Lisa‘ – wieder zu sehen ist – und bedanken uns an dieser Stelle sehr herzlich bei allen Spender*innen, die dies ermöglicht haben“, so die Museumsdirektorin.

Welches Museum wünschen wir uns in Zukunft als Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Forschung? Welche und wessen Geschichten erzählen wir? Das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt wird in den kommenden Jahren nicht nur räumlich umgebaut, auch inhaltlich stellt es sich neu auf. Um diesen Prozess anzustoßen, finden ab Sommer und bis in den Winter 2025/2026 mehrere Praxislabore mit Vertreter*innen aus Gesellschaft, Architektur, Naturwissenschaft, Museumsfachleuten und Ausstellungskurator*innen statt.

„Zum Ende des Jahres warten wir mit einem weiteren Highlight auf: Unsere neue Dauerausstellung ‚Gehirne‘ eröffnet im Dezember. Sie gibt einen Einblick in dieses außergewöhnliche, immer noch nicht vollständig erforschte Organ, das uns als Individuen – samt Emotionen, Neugier, Kreativität und Bewusstsein – ausmacht“, erzählt Franzen. Spielerisch und durch Wahrnehmungserfahrungen einer „Mixed Reality“ erleben Besucher*innen zentrale Funktionen des Denkapparates bei Menschen und anderen Lebewesen. Im Mittelpunkt stehen beispielhaft das Gehirn der Frankfurter Fußball-Legende Karl-Heinz „Charly“ Körbel und die komplexen Wahrnehmungsvorgänge während eines Fußballspiels. Es wird der Frage nachgegangen, wie sich Gehirne von Tieren und Menschen unterscheiden und welche Lebewesen ganz ohne Gehirn auskommen. Ein Team aus Neuro- und Naturwissenschaftler*innen sowie Kulturwissenschaftler*innen kuratiert das Projekt. Der Künstler Tim Berresheim ist für die Ausstellungsgestaltung verantwortlich.

„Mit dem neuen Programm sowie den aktuellen noch laufenden Ausstellungen ‚Stadtinsekten: Frankfurts kleine Helfer‘ sowie ‚Planet A* – Die Ausstellung für *Artenvielfalt‘ bieten wir Einblicke in unsere Forschungen, zeigen die Schönheit und das Geheimnisvolle der Natur ebenso wie ihre historische und zukünftige Relevanz für unser Wohlergehen, geben Denkanstöße und bieten Raum für Gedankenaustausch“, schließt Franzen.