Weberknecht
Die neu beschriebenen Weberknecht-Fossilien stammen aus der Grube Messel.

„Opa-Langbein“: glänzendes Aussehen


Mehrere neu entdeckte fossile Weberknechte sind die ältesten in Deutschland und haben sich dazu noch ihr glänzendes Aussehen bewahrt: Eine aktuelle Studie unter Beteiligung von Christian Bartel und Dr. Jason A. Dunlop vom Museum für Naturkunde Berlin wie auch Dr. Sonja Wedmann vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt beschreibt in der internationalen Wissenschaftszeitschrift „Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments“ mehrere dieser 48 Millionen Jahre alten „Opa-Langbeine“ aus der Grube Messel bei Darmstadt. Schimmernde Weberknechte leben heute in Regenwäldern, was die Einordnung der Grube Messel als subtropisches bis tropisches Waldhabitat unterstützt. Damals lebten tropische Spinnentiere in Deutschland – auf Grund des Klimawandels könnte dies bald wieder der Fall sein.

Weberknechte sind als Fossilien selten, die meisten bisherigen Funde stammen aus Bernstein. Noch seltener sind in Gestein konservierte Weberknechte. Doch nun wurden mehrere Fossilien des Typs „Opa-Langbein“ im UNESCO-Welterbe Grube Messel gefunden und beschrieben. Die Grube Messel ist eine der bedeutendsten Fossilfundstellen Deutschlands und berühmt für ihre reiche Flora und Fauna, darunter spektakuläre Wirbeltiere wie beispielsweise Urpferde und Krokodile. Ebenso von Bedeutung sind Funde von Insekten und Spinnen. Nun können auch Weberknechte, die zu den Spinnentieren gehören, zum damaligen Ökosystem hinzugefügt werden.

Anhand einer großen Platte, die die Rückseite des Hinterleibs der langbeinigen Tiere bedeckt, konnten die Autor*innen sie der Familie Sclerosomatidae zuordnen. „Diese Gruppe ist noch heute in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre anzutreffen. Das Interessante an diesen Fossilien ist ihr glänzendes, metallisches Aussehen“, erklärt Dr. Jason A. Dunlop vom Museum für Naturkunde Berlin. Dieses ist vermutlich auf sogenannte Strukturfarben zurückzuführen, bei denen die Körperoberfläche das Licht so reflektiert, dass sie auch 48 Millionen Jahre später immer noch glänzend aussieht. „Solche Strukturfarben wurden bislang noch nie zuvor bei fossilen Weberknechten beobachtet“, ergänzt Christian Bartel, Doktorand in Dunlops Arbeitsgruppe und Erstautor der Studie.

Mehrere heute lebende Mitglieder der Familie Sclerosomatidae haben ebenfalls solch ein metallisch glänzendes Aussehen. Die oft auffälligen Weberknechte sind daher ein beliebtes Motiv für Fotograf*innen. Allerdings leben die meisten dieser schimmernden Arten heute in tropischen Teilen der Erde, insbesondere in den Regenwäldern Südostasiens. „Die neu entdeckten fossilen Weberknechte passen daher sehr gut zur Interpretation der Grube Messel als ehemaliger Vulkansee, der von einem warmen Tropenwald umgeben ist. Mit anderen Worten: Vor 48 Millionen Jahren lebten wohl eher tropische Spinnentiere in Deutschland“, so Dr. Sonja Wedmann, Grabungsleiterin in Messel vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

In den letzten Jahren mehren sich Berichte, dass eine invasiver Weberknecht, der möglicherweise aus Afrika stammt und auch ein langbeiniges und glänzendes Aussehen hat, sein Verbreitungsgebiet in weite Teile Europas ausgeweitet hat. Ob dieser eine enge Verwandtschaft mit den Messel-Fossilien hat, ist derzeit unklar. Aber es scheint so, dass metallisch glänzende Weberknechte aufgrund des globalen Klimawandels – wie schon vor vielen Millionen Jahren – wieder Teil der deutschen Fauna werden.